Wer nicht stirbt bevor er stirbt … Die Skorpion-Melodie

November 2022

Ende Oktober und im November „stirbt” die Natur äußerlich. Auch die Festtage in dieser Zeit sind dem Tod und der Vergänglichkeit gewidmet: Totensonntag, Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag.

Neues Leben schaffen

Skorpionmenschen werden mitten hineingeboren in die Zeit des Abschiednehmens. Und was ist nun ihre Antwort auf das Sterben, Loslassen, Vergehen rings um sie herum? – Sie lautet: „Neues Leben schaffen.”

Aus der Sicht des Skorpions reduziert sich das Dasein in einem immerwährenden Prozess von Werden und Vergehen und wieder neuem Werden. Das einzelne Leben erfährt dabei eine ungeheure Reduktion. Denn das Ich, dieses Gebilde, das sich im astrologischen Tierkreis vom Widder bis zum Löwen zu majestätischer Größe aufgebaut hat, wird auf der Ebene des Skorpions zu einem Glied in der endlosen Kette, die aus der Vergangenheit kommt und in die Zukunft weist. Die letzte Wahrheit, die der Skorpion in sich entdeckt, ist die, dass der einzelne vergeht und unbedeutend ist.

Damit neues Leben entstehen kann, braucht es die Liebe, so wie sie im Zeichen vor dem Skorpion, also der Waage, gefunden wird. Allerdings ist Liebe im Sinne der Waage eine Verbindung zwischen zwei völlig ebenbürtigen Wesen. Die Waage als Zeichen symbolisiert das ja, denn die Schalen auf den beiden Seiten sind gleich. Tatsächlich ist es aber so, dass in unserer Welt Männer grundsätzlich mehr „wiegen“ als Frauen. Dieses Ungleichgewicht ist seit ewigen Zeiten in uns einprogrammiert und führt in aller Regel früher oder später dazu, dass die Liebe scheitert.

Um neues Leben zu erschaffen, braucht es mehr als die Liebe, wie sie in den Sternzeichen Widder bis Löwe geboren wird – nämlich Bindung, Zuverlässigkeit, Treue, Ergebenheit, vor allem aber ist dieses Gefühl unerlässlich, dass hier zwei Wesen zusammen sind, die gleich viel „wiegen“. Damit sind wir beim Kern skorpionischer Philosophie. Er besagt: Um neues Leben zu schaffen, muss man das Ich, wie es in den Sternzeichen Widder bis Löwe geboren und verstanden wird als die Freiheit, zu tun und zu lassen, was man will, unterwerfen. Oder noch krasser: Um zu überleben, muss das Ich sterben. “Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt …”.

Die Skorpione

Ehe zwei Skorpione (gemeint sind jetzt die schwarzen, braunen oder rötlichen Spinnentiere südlicher Länder) sich paaren, vollführen sie zunächst einen Liebestanz, der Tage dauern kann. Sie tanzen mit hochaufgerichtetem Schwanz umeinander herum, reizen sich, bedrängen sich, unterwerfen sich … Nur wer diese Prozeduren durchsteht, kann schließlich den eigentlichen Liebesakt vollziehen. Biologen erkennen darin ein Selektionsprinzip. Der schwierige Parcours dieses Liebesspiels stellt sicher, dass man keinen Versager als Co. für seine Erbmasse erwischt. Im Grunde machen Skorpionmenschen genau das gleiche, und zwar nicht nur beim Balztanz, der Liebe, da jedoch besonders. Ihr ganzes Leben ist ein Spiel um Macht und Ohnmacht. Jeden potentiellen Partner, dem sie begegnen, unterziehen sie bewusst oder unbewusst einem sofortigen Check-up, um herauszufinden, ob es sich lohnt, fünfzig Prozent von sich aufzugeben (zu unterwerfen) und mit genauso vielen Prozentpunkten des anderen „halbehalbe” zu machen. Das ist völlig unabhängig vom Alter oder Geschlecht des Skorpions. Er zielt auch in keiner Weise automatisch darauf hin, Kinder zu zeugen. Der Sinn ist lediglich, eine Verbindung zu testen, ob sie – symbolisch gesprochen – dem Tod trotzen kann.

Pluto und das achte Haus

Nun hat jeder, egal zu welcher Jahreszeit er auf die Welt kommt, eine Portion Skorpion in seinem Horoskop. Kennzeichnung dafür sind das achte Haus und Verbindungen mit Pluto. Das bedeutet, alles was auf diese Weise „skorpionisch“ wird, muss gemäß der Skorpionmelodie sterben, bevor es leben darf. Das führt zum Beispiel dazu, dass ein Mann mit einer Venus im achten Haus immer wieder Beziehungsdramen durchmachen muss. Der Tod ist dabei nicht wörtlich gemeint, sondern äußert sich in Form von Trennungen und dramatischen Auseinandersetzungen. Erst wenn verstanden wird, dass derartige Szenen nur den einen Sinn haben, das Thema Skorpion zu präsentieren, kann eine Beruhigung eintreten.

Geschehnisse in der Reihe der Ahnen

Skorpionsverbindungen sind ja immer auch Hinweise über Geschehnisse in der Reihe der Ahnen, die nicht gewürdigt wurden und jetzt daher einem späteren Mitglied angetragen werden. Wenn ein Kind nach der G eburt stirbt, ist das aus Sicht einer existenziellen Fürsorge ein Zeichen, dass in in der Partnerschaft etwas existiert, was neues Leben nicht ohne weiteres zulässt. In aller Regel handelt es sich um das zuvor erwähnte Ungleichgewicht von Frau und Mann. Dann greift die Existenz zu einer Maßnahme, die so aussehen kann, dass ein späteres Kind oder auch Enkelkind der Mutter das Thema Partnerschaft, Zeugung und Geburt äußerst vorsichtig angeht. Dazu kann gehören, dass Beziehungen problematisch werden, man sich trennt, bzw. um eine stabile Partnerschaft kämpfen muss. Es ist dann sehr hilfreich, dieses Thema während der Skorpionszeit anzugehen, sich Gedanken zu machen und Nachforschungen zu betreiben, um einsichtig zu werden.

Ihr Erich Bauer

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