Die US Wahl
Autor: Olaf Staudt
Während ich diesen Artikel schreibe, sind es noch wenige Tage bis zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen am 8. November. Nachdem Hillary Clinton zuletzt in fast allen Umfragen deutlich vor ihrem Rivalen Donald Trump lag, scheint das Rennen nun wieder offen zu sein. Nur elf Tage vor der Wahl ist Clinton im Zuge ihrer Email-Affäre erneut unter Druck geraten: Das FBI prüft neue Emails, die von einem Computer des früheren Kongressabgeordneten Anthony Weiner, dem Ehemann von Clintons enger Beraterin Huma Abedin, stammen. Den Rechner sollen Abedin und ihr Ehemann gemeinsam genutzt haben. Ob es sich bei den Emails um neue Nachrichten oder Kopien bereits bekannter Daten handelt, ist derzeit nicht bekannt. In jedem Fall fügen sie der demokratischen Kandidatin so kurz vor der Wahl enormen Schaden zu.
In den vergangenen Jahren haben sich unsere Wahlprognosen ausnahmslos bestätigt. Im aktuellen Fall wird eine Prognose allerdings durch den Umstand erschwert – wenn nicht gar verunmöglicht -, dass für Hillary Clinton gleich drei unterschiedliche Geburtszeiten in Umlauf sind: Verschiedene Astrologen erklärten, Hillary Clinton habe ihnen persönlich mitgeteilt, sie sei um 8.02 Uhr morgens, in anderen Fällen jedoch um 20.00 Uhr abends geboren. Seit 2009 kursiert noch eine dritte Zeit: 2.18 Uhr morgens. Ich habe ein wenig mit den verschiedenen Horoskopen herumprobiert, bin aber – unter anderem auch aus Zeitmangel – zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen.
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Horoskop des republikanischen Bewerbers Donald Trump, dessen Geburtszeit als gesichert gilt: Trump wurde am 14.6.1946 um 10.54 EDT in New York geboren (Quelle: Astro-Datenbank mit einem A-Rating). Abbildung links zeigt das Radix mit der Sekundärprogression vom 8. November 2016 im Außenkreis.
Durch seine Eskapaden und Alleingänge hat sich Trump inzwischen zum Schrecken der eigenen Partei entwickelt. Auch wurde seine Wahlkampagne in den vergangenen Monaten immer wieder durch Skandale erschüttert. Zuletzt sorgte ein Video für Schlagzeilen, auf dem Trump mit frauenfeindlichen und vulgären Äußerungen zu hören ist. Entsprechungen hierfür liefern uns zwei dominante Planeten in seinem Geburtshoroskop. Da ist zum einen Uranus, der eine Konjunktion mit der Sonne und eine Opposition zum Mond formt. Er charakterisiert den Geborenen als Individualisten, der sich nicht um jeden Preis an Regeln und Gesetzte hält, sondern unbeirrt seinen eigenen Weg geht. Zum anderen formt Neptun enge Spiegelpunkte zu beiden Lichtern, was ihm ebenfalls besondere Stärke verleiht. Nun kann man einen dominant gestellten Neptun auf viele verschiedene Arten ausleben. Trump bringt ihn unter anderem zum Ausdruck, indem er gezielt Unwahrheiten verbreitet. Auch bereitet es ihm keine Probleme, seine Meinungen immer wieder zu ändern.
Betrachten wir die aktuelle Sekundärprogression, erkennen wir, dass sowohl Uranus als auch Neptun exakte Aspekte bilden: Der progressive Uranus hat im Laufe des Lebens gut drei Grad zurückgelegt und nun die exakte Opposition zum Mond erreicht. Der progressive Neptun hat sich in 70 Lebensjahren nur um ein Grad bewegt und formt eine auf 5 Bogenminuten exakte Spiegelung zur Sonne.
Sollte Trump tatsächlich zum Präsidenten gewählt werden, dürfte gerade die Neptun/Sonne-Progression kein gutes Omen für die USA bedeuten: Unsicherheit und Auflösung als Dauerthema ist nicht wirklich das, was man sich für einen Regierungschef wünscht. Zum Vergleich: Angela Merkel hatte 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise eine ähnliche Progression, allerdings war bei ihr zusätzlich der progressive Jupiter dabei.
Neben den beiden langsamen Progressionen ist die progressive Sonne am Aszendenten markant. Unter dieser Konstellation ist Trump im Jahr 2016 im großen Stil in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt. Zur Zeit der Wahl hat die progressive Sonne den Aszendenten bereits um ein knappes halbes Grad überschritten. Dafür deckt sich Sonne progressiv mit Saturn/Neptun (Spiegelung in Teiler 12), eine ungünstige Auslösung, die bereits exakt war, als das Skandal-Video an die Öffentlichkeit gelangte.
Betrachten wir die Transite am 8. November:
Auf der progressiven Sonne stehen die Achsen Saturn/Pluto (Trigon) und Uranus/Neptun (Teiler 12).
Im Spiegelpunkt zur Radix-Sonne bewegt sich Mars/Saturn laufend (Teiler 1).
Der laufende Saturn bildet eine Opposition zur halben progressiven Sonne (Sonne/Widder progressiv).
In Teiler 24 (Vielfache von 15 Grad) ist der laufende Saturn zusätzlich mit Sonne progressiv zusammengestirnt – und zwar bogenminutengenau!
Angesichts dieser eher nüchternen Auslösungen überrascht es, dass am 20. Januar, dem Tag der Amtseinführung, mehrere positive Aspekte fällig sind: So bildet der progressive Mond dann eine Konjunktion mit Venus, während der laufende Jupiter im Trigon zur Sonne steht. Sollte Trump nach den schwierigen Auslösungen vom Wahltag tatsächlich als Präsident vereidigt werden? Oder spielen am Amtseinführungstag irgendwelche anderen, aus Sicht von Trump positiven Umstände eine Rolle, beispielsweise Demonstrationen von seinen Anhängern? Vielleicht ist Trump zu dieser Zeit ja auch einfach nur im Urlaub und genießt den Umstand, dass er nun nicht mehr von einer Wahlveranstaltung zur nächsten hetzen muss.
Wenden wir uns Hillary Clinton zu, die am 26.10.1947 in Chicago geboren wurde. Auch ihr Geburtsbild ist derzeit von massiven Neptun-Auslösungen betroffen – die progressive Sonne bewegt sich im Quadrat zum Radix- und zum progressiven Neptun. Solche Konstellationen entsprechen bei Politikern fast immer Enthüllungen, Skandalen, Schwäche oder Infragestellung. Tatsächlich ist Clinton durch ihre Email-Affäre in Verruf geraten und gilt bei vielen Amerikanern als korrupt und betrügerisch. In ihrer Amtszeit als Außenministerin verschickte Clinton insgesamt 30.000 dienstliche Emails über einen privaten Server und ein privates Email-Konto. Dies wurde in den vergangenen Monaten stark in der Öffentlichkeit thematisiert und bot den Republikanern immer wieder Anlass zu scharfer Kritik. Seit Monaten schürt Donald Trump den Hass gegenüber Clinton. Auf Trumps Wahlveranstaltungen skandieren seine Anhänger unter tosendem Applaus Sätze wie „Kill her“ oder „Hang that bitch“.
Als weitere Entsprechung der Sonne/Neptun-Progression gab es wiederholt Spekulationen über Clintons Gesundheitszustand. Am 11. September 2016 erlitt die demokratische Bewerberin einen Schwächeanfall, der diese Diskussion weiter befeuerte.
Möchte man eine Wahlprognose erarbeiten, stellt sich das Problem, dass die entscheidenden Auslösungen in den drei in Umlauf befindlichen Horoskopen zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten fällig sind. Bei den erwähnten Sonne/Neptun-Progressionen ergibt sich folgendes Bild:
02.18 CST: SO p Quadrat NE war im Mai 2016 exakt, SO p Quadrat NE p ist Ende 2017 fällig.
08.02 CST: SO p Quadrat NE war Anfang 2016 fällig, SO p Quadrat NE p ist im August 2017 exakt.
20.00 CST: SO p Quadrat NE ergab sich bereits im August 2015, SO p Quadrat NE p ist im März 2017 exakt.
Neben Sonne/Neptun weisen die Clinton-Horoskope zwei weitere belastende Progressionen auf, die natürlich ebenfalls zu unterschiedlichen Zeiten exakt sind: Sonne progressiv = Mars/Saturn (Teiler 6) und Sonne/Widder progressiv = Saturn (Teiler 6). Auch hier eine Auflistung der verschiedenen Zeiten:
02.18 CST: Beide Progressionen sind Mitte 2017 exakt.
08.02 CST: SO p = MA/SA ist im Januar 2017 exakt, SO/WI p = SA ist Mitte 2017 exakt.
20.00 CST: SO p = MA/SA war bereits im Frühjahr 2016 exakt, SO/WI p = SA ist genau zur Zeit der Wahl exakt.
In dem auf 8.02 CST berechneten Geburtsbild mit einem Skorpion-Aszendenten ist zur Zeit der Wahl eine andere – und zwar günstige – Progression exakt: Die progressive Sonne bildet eine Konjunktion mit dem progressiven Merkur und gleichzeitig ein Halbsextil zur progressiven Venus (SO p = ME p = VE p). Sollte dieses Geburtsbild stimmen (Abbildung links zeigt das Radix mit der Sekundärprogression vom 8. November), könnte diese Progression den Ausschlag geben: Auch wenn Clinton bei einem Großteil des amerikanischen Volkes alles andere als beliebt ist, dürfte sie in diesem Fall genug Zuwendung (Venus) in Form von Wählerstimmen (Merkur) bekommen, um die Wahl für sich zu entscheiden.
Fazit: Die unterschiedlichen Geburtszeiten machen eine seriöse Prognose praktisch unmöglich. Sollte das hier abgebildete, auf 08.02 CST berechnete Horoskop korrekt sein (im Moment tendiere ich zu dieser Ansicht), hat Hillary Clinton die günstigeren Konstellationen und sollte die Wahl gewinnen, vielleicht sogar mit größerem Vorsprung als erwartet. Allerdings dürfte es gerade im Fall eines Wahlsieges äußerst schwierig für sie werden, da die progressive Sonne in der Folge noch über Mars/Saturn muss.
Egal wie die Wahl ausgeht, Trumps Anhänger werden sich nicht in Luft auflösen. Sie repräsentieren eine Mehrheit der republikanischen Wähler und dürften auf absehbare Zeit die treibende Kraft an der Basis bleiben. Zudem werden Clintons Gegner vom ersten Tag an versuchen, ihrer Präsidentschaft die Legitimation zu entziehen. Donald Trump legte dazu bereits den Grundstein: Er beschimpfte Clinton als „abscheuliche Frau“, dazu als „Kriminelle, die niemals hätte kandidieren dürfen“.
Aufgrund des tiefen Risses, der durch das Land geht, ist es sogar vorstellbar, dass die Vereinigten Staaten ähnlich chaotische Zustände erleben, wie zuletzt während der Präsidentschaft Richard Nixons von 1969 bis 1974: Weitverbreitete Unruhen sowie die Radikalisierung der politischen Extreme wären die Folge. Im Horoskop der USA (4.7.1776, 17.10 LMT, Philadelphia) finden wir Hinweise, die dieses Szenario unterstützen: Der laufende Neptun bewegt sich seit Mitte 2016 und noch bis Anfang 2020 (!) in Konjunktion mit der progressiven Sonne.
Autor: Olaf Staudt, http://www.planetenbilder.com/ Kontakt