September 2021
Jungfrau, Achtsamkeit
Wenn am 22. August die Sonne in das Zeichen Jungfrau eintritt, hält die Existenz den Atem an. Sie blickt zurück auf den Sommer, der hinter ihr liegt und schaut nach vorne auf den Herbst, der vor ihr liegt. Einen Moment lang kostet sie das herrliche Gefühl, nirgends dazuzugehören: nicht mehr Sommer – und noch nicht Herbst! Jungfrau verkörpert einen Übergang, ist weder richtig das eine noch das andere.
Menschen, die unter den Sternen der Jungfrau auf die Welt kommen, tragen dieses Gefühl des Seins im Übergang in ihrem tiefsten Inneren. Wie der Sommer sind sie von sich überzeugt, sind selbstbewusst, optimistisch und exzessiv. Und wie der Herbst sind sie kühl, unsicher und melancholisch. Selten sind sie weder das eine noch das andere. In solchen Momenten sind sie dann entweder völlig verloren – oder aber total erfüllt.
Ihr Symbol, das Zeichen „Jungfrau“, umfasst diese Uneindeutigkeit auf wunderbare Weise. Eine Jungfrau ist kein Kind mehr, aber auch noch nicht richtig erwachsen. Sie ist beides, ein Kind umgeben vom herrlichen Gefühl der Unschuld und ein voll verantwortlicher Erwachsener. Wieder entsteht ein Bild, mitten im Leben zu stehen, dazuzugehören, voll dabei zu sein – ohne wirklich dabei zu sein.
In der Zeit der Jungfrau muss die Ernte vom Acker. Dafür bleibt nicht unbegrenzt Zeit. Korn, Gemüse und Früchte verderben, wenn sie nicht zum stimmigen Zeitpunkt geerntet, richtig behandelt und aufbewahrt werden. Dieses Wissen erfüllt wieder jeden Menschen, der als Jungfrau auf die Welt kommt – auch dann, wenn er noch nie einen Fuß auf irgendeinen Acker gesetzt oder Früchte von einem Bau geerntet hat. Er ist immer in Eile, hat nie unbegrenzt Zeit, denkt immer an morgen. Sein Tagewerk beginnt früh und endet abends spät. Die Gedanken an Brauchbarkeit und Verwertbarkeit erfüllen sein Dasein.
Unserer Zeit scheint diese so lebenswichtige Aufgabe der Jungfrau abhandengekommen zu sein. Wir bedenken nicht, dass unser heutiges Handeln das Leben in der Zukunft bewirkt. Sicher hat das auch damit zu tun, dass unsere vollen Supermärkte und Gefriertruhen das Prinzip der Jungfrau nicht aufkommen lassen. Wir leben nicht mehr in einer Zeit, wo wir den Winter nicht überstehen, wenn wir zurzeit der Jungfrau nicht vorgesorgt haben. Es scheint, das Prinzip “Jungfrau” ist überflüssig geworden.
Seit Corona und seitdem überall im Süden Wälder lodern und bei uns eine unglaubliche Überschwemmung ganze Landschaften vernichtet hat, denken wir wieder an die Zukunft. Aus astrologischer Sicht ist es Saturn, der uns zum Denken zwingt. Er ist der Herrscher des Steinbocks. Dieses Zeichen nimmt im allgemeinen Tierkreis eine der beiden obersten Positionen ein. Zugleich ist Saturn zum Herrscher des Jahres 2021 bestimmt. Er fungiert als kosmisches Ordnungsorgan, überwacht aus existenzieller Sicht das große Ganze und macht aufmerksam. Wenn das nicht fruchtet, greift er zu anderen Mitteln. Er straft. Aber – das wird in der Astrologie gerne übersehen – seine Strafen wollen aufmerksam machen, sind keine Bösartigkeiten.
Dieser Saturn greift seit einiger Zeit zu Inszenierungen, die wir nicht mehr übersehen können: Erderwärmung, Waldbrände, sintflutartige Überschwemmungen, Seuchen. Dass man überall und zu jeder Zeit alles zum Essen bekommen kann, lässt das Prinzip der Achtsamkeit im Hier und Jetzt vergessen. Dass wir Flüsse begradigen und mithilfe hochtechnisierter Maschinen den natürlichen Fluss des Wassers nach Belieben verändern können. Dass beim Bepflanzen von Wäldern vor allem der Gesichtspunkt der optimalen Brauchbarkeit zählt. Dass wir einen wildgewordenen Virus nicht mehr zähmen können: Das alles und noch mehr droht unserer Erde – und damit das Ende.
Das Prinzip Jungfrau ist wichtiger denn je. Ohne es wird die Zukunft ein Albtraum – und die Vergangenheit höchstens ein schöner Traum. Saturns Regentschaft ist noch lange nicht zu Ende, und wer weiß, was er sich noch alles ausdenkt, damit wir endlich verstehen. Er befindet sich im Wassermann, dem visionären Sternzeichen. Wir können nicht zurück. Der ewige Sommer hat keine Zukunft. Der Herbst steht vor der Türe. Dass daraus kein ewiger Winter wird, gilt es zu verhindern, indem wir in uns Raum schaffen für mehr Achtsamkeit. Ohne sie gibt es keine Zukunft.
Jetzt noch ein paar weitere, astrologische Details zum Monat September:
Mond Ingresse: 1., 7:27; Krebs. 3.,17:59; Löwe. 6.,1:07 Jungfrau; 8., 5:22, Waage. 10., 8:06 Skorpion. 12., 10:36; Schütze. 14., 13:35 Steinbock. 16., 17:24 Wassermann. 18., 21:23 Fische. 21., 05:13 Widder. 23., 13:39 Stier. 26., 02:38 Zwillinge. 28., 14:36 Krebs Neumond ist am 7.9. im Zeichen Jungfrau, 02:53. Vollmond ist am 21. 9., 1:56 im Zeichen Fische.
Die Sonne bleibt bis zum 22. Abends in der Jungfrau und zieht dann weiter durch die Waage.
Merkur hält sich den ganzen Monat über in der Waage auf.
Venus befindet sich bis zum 10. abends in der Waage und anschließend im Skorpion.
Mars bleibt bis zum 15. Frühmorgens in der Jungfrau und findet sich dann im Zeichen Waage ein.
An den ersten Septembertagen kommt es zu einer kritischen Opposition zwischen Neptun und Mars. Ab dem 5. kommt es zu einem Quadrat zwischen Pluto und Venus. Rund um die Monatsmitte ergibt sich ein Quadrat zwischen Saturn und Venus: Dramen in der Liebe!
Jupiter läuft rückwärts durch das Zeichen Wassermann.
Saturn bleibt im Wassermann, Uranus im Stier, Neptun in den Fischern, Pluto im Steinbock.
Herzliche Grüsse
Ihr Erich Bauer
P.S.
Der nächste Astrologie online Lehrgang mit Erich Bauer an 12 Abenden beginnt am 25. Oktober 2021. Wer sich dafür interessiert findet die Infos hier.