Eine Sonne sein

August 2022

Mars-Uranus-Konjunktion zum Monatsanfang, dann Saturn-Mars-Quadrat, anschließend Pluto- Venus-Opposition und dazwischen immer wieder Aspekte zwischen diesen Planeten und der Sonne. Wir haben also ganz bestimmt keinen ruhigen Sommermonat August, einen in dem man endlich abhängen darf, so wie es uns in manchen Filmen vorgespielt wird und, wie wir es alle tief in uns als schönen Traum abgespeichert haben. Um trotzdem fröhlich, zufrieden und glücklich zu bleiben, braucht es einen hohe Bewusstseinstand.

Die Essenz des Monats

Vielleicht ist es da nicht schlecht, sich mit der Essenz des Monats zu beschäftigen: In der Logik der astrologischen Symbollehre, verkörpert der Löwe die mächtigste Kraft im Tierkreis. Die Sonne, die diesem Zeichen zugeordnet ist, verstärkt diesen Eindruck noch. Diese Sonne ist ja nicht nur unser wichtiges Gestirn, sondern, da sie immer im Mittelpunkt steht, wird sie zum Inbegriff für Bedeutung und Macht. Diese Stärke verleiht der Löwe in der astrologischen Lehre jedem Sternzeichen, also nicht nur den Menschen, die im Zeichen des Löwen geboren sind. Das ist wichtig. Dort wo die Sonne im Horoskop steht, ist der Mensch erhaben, fühlt sich im Mittelpunkt, ist allem anderen überlegen. Man ist sicher und ohne Zweifel. Befindet sich die Sonne im persönlichen Horoskop in einer Position, die sie schwächt – zum Beispiel im zwölften Haus oder in einer verqueren Position mit einem äußeren Planeten – bedeutet, dass genau das zu kurz kommt, was die Sonne im Normalfall verleiht, nämlich das Selbstverständnis zu sein. Dieses Gefühl, bzw. dieser Zustand, lässt sich zwar einfach beschreiben, aber ist schwer mit einer Erfahrung, mit einem Erleben zu verbinden.

Der Löwe

Noch am ehesten erlebt man es bei kleinen Kindern, und am besten bei kleinen Kindern, die im Zeichen des Löwen auf die Welt gekommen sind. Da existierte kein „Nein“, keine Relativierung der eigenen Position aufgrund äußerer Fakten. Man „ist“ einfach – so als gäbe es nichts anderes, bzw., alles andere wird dazu benützt, sich selbst zu leben. Das ist ein herrliches Gefühl. Menschen, die im Zeichen des Löwen geborenen sind, behalten dieses Lebensgefühl oft auch noch, wenn sie älter sind. Alle anderen nur dann, wenn sie sich ausklinken, also eine Situation genehmigen, die dieses Löwegefühl fördert, zum Beispiel im Urlaub bei einem Sonnenbad am Meer oder zuhause nach einer Flasche Wein. Dieses Wort „ausklinken“ passt herrlich, denn es drückt aus, dass man sich aus allem, was einen sonst beschäftigt, einfach ausklinkt.

Wichtig ist, dass Menschen mit einer blockierten Sonnen-Position beinahe nie oder deutlich seltener diesen Zustand erleben. Es fehlt also dieses Gefühl, zu sein. Sie versuchen es dann anderswie zu finden. Dafür gibt es viele Möglichkeiten: eine gute ist bestimmt Meditation, eine schlechte der Alkohol.

Die Verwirklichung des Ichs

Bekommt man dieses natürliche Lebensgefühl nicht als Selbstverständlichkeit bei der Geburt, kann man sich fragen, warum das so ist. Die Astrologie sieht die Ursache in einer mangelnden Eltern-Kind-Beziehung. Das simpelste Beispiel lautet: der Vater war nicht präsent, also war auch das Gefühl nicht vorhanden. Dass eine normale und gesunde Vater-Kind-Beziehung dieses Gefühl vermittelt, mag befremdlich erscheinen. Aber damit ist ja nichts Besonderes oder Unnatürliches gemeint. Im Grunde ist es ein völlig natürlicher Vorgang. Ohne diese natürliche und selbstverständlich Beziehung fehlt also das herrliche Gefühl, einfach zu sein. Eine weitere Folge ist die, dass eine Verwirklichung des Ichs nicht möglich ist. In aller Regel machen Menschen mit einer blockierten Sonne die Erfahrung, dass ihnen der Weg zum irdischen Erfolg nicht gelingt, dass sie immer wieder scheitern.

Das einfachste, selbstverständlichste und eigentlich angeborene Gefühl ist nicht vorhanden. Warum das bei uns Menschen ganz anders ist als bei Tieren, hängt ganz sicher damit zusammen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die andere Maßstäbe setzt. Aber es existiert ein Weg, dieses Sein in existenzieller Form zu erfahren. So soll die Meditation einen Zustand erzeugen, der eine höhere Form dieses existenziellen Seins zulässt.

Ihr Erich Bauer

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