Überlebensprinzip Winter

Januar 2023

Wenn die Sonne für die nördliche Erde ihren tiefsten Stand erreicht hat, und die Nacht am längsten verweilt, beginnt die unerbittliche Zeit des Winters. Eis und Schnee regieren das Land, bannen springendes Wasser und türmen es zu bizarren, gläsernen Kaskaden auf. Wie ein weicher, weißer Teppich fällt der Schnee und erstickt jeden Laut. Die Luft ist klar und das Licht der Sonne bricht sich am gläsernen Schliff des Winters. Nachts finden selbst die Sterne einen funkelnden Widerschein im Spiegel der schneebedeckten Erde.

Das Leben flieht vor dem eisigen Hauch, zieht sich tief in Wurzeln und Samen zurück. Die Tierwelt verschläft in Löchern oder Höhlen ihre Zeit, ernährt sich von der gesammelten Nahrung des Sommers oder scharrt karges Moos und Rinde vom Baum ab.

Was den Winter überdauern will, muss geschaffen sein für die kalte Jahreszeit, braucht Härte, Ausdauer und die Fähigkeit, in seinem Innersten ruhend zu verharren.

Rauhnächte

Die Tage zwischen dem 1. und dem 6. Januar heißen Rauhnächte. Ihre Bedeutung reicht weit zurück. Es ist ein passender Name: Rauhnächte. In der Überlieferung sind sie voller wilder Geschichten: Hexen, Teufel und Bösewichte kommen und lehren unschuldigen Menschen das Fürchten und schaden ihnen. Man kann Seiten von sich selbst entdecken, die sonst das ganze Jahr über verborgen sind: seinen Schatten, das, was man an sich nicht mag.

Das ist auch die andere Seite des Steinbockzeichens, der diese Zeit astrologisch beherrscht. Da offenbart sich die Superwoman, der Superman – und das darf man weiß Gott nicht auf Steinbockgeborene beschränken. Jeder verkauft sich mit seinem Ideal und versteckt die andere Seite. In den Rauhnächten kann man sich auf die Suche nach seinem Schatten machen. Zum Beispiel offenbart er sich in unseren Träumen. Man soll daher Bleistift und Papier neben sein Bett legen, damit man einen Traum gleich nach dem Aufwachen aufschreiben kann. Darin zeigen sich Seiten, die einem sonst verborgen bleiben. Dann ist auch Stille und Ruhe angesagt, denn das, was sich der Dunkelheit unserer Seele aufhält, ist eher scheu und schüchtern und meidet Lärm und helles Licht.

Es verrät tiefes Wissen, dass im Januar Steinbock und Rauhnächte zusammentreffen. Das eine, der Steinbock, verkörpert ja absolute Werte, das, was allgemein gültig ist. Er ist neben dem Schützen das höchste Zeichen im astrologischen Kreis. Er triumphiert über das Individuelle. Genau das aber ist eigentlich nur dann stimmig, wenn solche Werte gereinigt, also frei von heimlichen und versteckten persönlichen Ansichten sind, und dafür sorgen die Rauhnächte.

Wie viel Kummer und Leid bliebe der Welt erspart, wenn diejenigen, die etwas zu sagen haben – unsere Politiker, Lehrer und Eltern – durch eine Rauhnacht-Reinigung befreit sind von ihrem Schatten. Weisheit setzt das voraus, dass man über seine persönlichen (egoistischen) Ansichten hinausgewachsen ist. Damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht, das gilt natürlich nicht nur für Steinbockgeborene, sondern für alle. Jeder hat ein Steinbockpotenzial, ein zehntes Haus und einen Saturn. Gut, wenn man all diese Instanzen jetzt, im Dezember, in den Rauhnächten, einer Prüfung unterzieht. Die Astrologie gibt ja auch vor, wo so eine Prüfung besonders wichtig ist. Dem Sternzeichen Steinbock gegenüber ist der Krebs. Dieses Zeichen ist am weitesten von ihm entfernt, entsprechend behutsam soll der Steinbock mit allem umgehen, was mit Gefühlen verbunden ist.

Aus meiner persönlichen Erfahrung meine ich, dass bei Menschen mit einem starken Steinbock-Einfluss immer auch der Vermutung nachgegangen werden soll, ob in der Vergangenheit nicht Verletzungen des zutiefst Persönlichen stattgefunden haben und jetzt verlangt wird, sich davon zu befreien.

Pluto

Seit beinahe 15 Jahre steht Pluto im Sternzeichen Steinbock. Er verlässt es endgültig am 19. November 2024*. Pluto, der Planet des Sternzeichen Skorpion, vertritt das Prinzip Vergänglichkeit. Dort, wo er sich niederlässt, wird gestorben, damit neu geboren werden kann.

Mit Verlaub, in der Schwäche, wie Regierungen dieser Welt in den letzten Jahren auftraten, erkennt man auch das Wirken von Pluto. Wenn zuvor gesagt wurde, dass das Zeichen Steinbock ein überpersönliches Prinzip, also auch die Regierungen der Welt, verkörpert, so kann man jetzt sagen, Pluto trug seine Vergänglichkeit genau dort hin. Denken wir an die USA mit Trump und jetzt an Russland mit Putin. Es ist zu hoffen, dass dann, wenn Pluto im Januar 2024 in den Wassermann einzieht, ein „gereinigter“ Steinbock übrigbleibt.

Uranus. der neue Saturn

Das Sternzeichen, das dem Steinbock folgt, lautet Wassermann. Früher, bevor Uranus entdeckt wurde, war Saturn der Regent dieses Zeichens. Das war dann wohl ein „gereinigter“ Saturn, einer, der sich in den Rauhnächten von seinem Schatten befreit hat. Jetzt ist es Uranus, der das Zeichen Wassermann regiert. Tatsächlich neigt man dazu, diesem Uranus etwas zuzubilligen, was über den Steinbock hinausweist – ohne ihn zu missachten. Wassermänner dürfen und wollen anders sein, aber das gilt nur, wenn zuvor, im Steinbock, eine Reinigung erfolgte.

Ihr Erich Bauer

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Der Zeichenwechsel Plutos vom Steinbock zum Wassermann  geschieht in *drei Etappen:

  • 2023 tritt Pluto am 23. März für ca. drei Monate in den Wassermann, kehrt danach sieben Monate in den Steinbock zurück.
  • Im Jahr 2024 bleibt Pluto länger als sieben Monate im Wassermann, kehrt im Herbst 2024 nochmals zweieinhalb Monate in den Steinbock zurück.
  • Erst ab dem 19. November 2024 bleibt Pluto im Wassermann, dort wirkt er bis am 9. März 2043.

(Anmerkung des Editors)