Der Jungfrau Monat September

Erich Bauer

Die heilige Jungfrau

Der Name „Jungfrau“ steht in erster Linie für eine junge Frau. Tatsächlich altern Menschen mit der Sonne, dem Mond, dem Aszendenten oder einem anderen wichtigen Planeten in diesem Zeichen weniger schnell. Das gilt für weibliche Vertreter genauso wie für männliche. Die verlängerte Jugend wird auch in aller Regel als solche erlebt. Man fühlt sich jung – auch noch mit 80 Jahren. Des Weiteren lässt sich aus dem Zeichen Jungfrau tatsächlich schlussfolgern, dass diese Menschen seltener Kinder bekommen. Viel häufiger als andere Sternzeichen steigen sie aus dem allgemeinen und natürlichen Lebensprozess aus und haben damit für andere Dinge mehr Platz und Zeit. Das Höchste wäre natürlich selbst ein göttliches Kind zu haben. Ob man tatsächlich im Kloster Jungfraugeborene häufiger als andere Sternzeichen antrifft, sei dahingestellt. Aber sicher beschäftigt sich irgendwann jeder dieser Menschen damit, sein Leben mit einer Idee zu verbinden.

Allerdings existiert auch noch die gegensätzliche Umsetzung des Begriffs Jungfrau: Das hat mit dem Sternzeichen zu tun, dass der Jungfrau folgt, es ist die Waage. Dieses Sternzeichen gilt in der Astrologie als Beziehungs- bzw. Bindungszeichen. Also drückt so gesehen Jungfrau aus, tatsächlich als Jungfrau den Bund der Ehe einzugehen. Allerdings wird wohl heute kaum noch jemand „unbefleckt“ heiraten, aber die lustvolle Seite lässt sich ja auch leben, wenn man dabei keine Kinder bekommt.

Planen und Vorsorgen

Weitere Gedanken über die Bedeutung des Zeichens Jungfrau lassen sich davon ableiten, wenn man die Zeit betrachtet: 24. August bis 23. September. Der Sommer ist vorbei, zugleich wird der nahende Winter durch die länger werdenden Abende und Nächte immer präsenter. Um den Winter zu überstehen, ist Ernte und Vorsorge angesagt. Auf den Äckern sind sämtliche Getreidearten fällig und auf den Bäumen die Früchte, die sich lagern lassen. Als ordentliche Jungfrau macht man sich über beides her, aber weil man die Idee der Vorsorge verinnerlicht hat, hebt man den Genuss auf und legt Früchte und Körner in geeigneten Behältern. Vorsorge spielt dann auch das ganze Leben über eine wichtige Rolle im Leben einer Jungfrau.

Anpassung

Das Wort Anpassung wird gern im Zusammenhang mit dem Jungfrauzeichen verwendet. Es heisst häufig, die Jungfrau passt sich der Realität an. Aber so stimmt es nicht. Im Zeichen Jungfrau geht es darum, einen Kompromiss zwischen Ich und Realität zu finden. Anders gesagt: Die Zeichen Widder bis Löwe erwarten, dass sich die Umwelt nach ihnen richtet, sich also ihnen anpasst. Die Jungfrau nimmt die Realität zur Kenntnis und beginnt einen Prozess, sich mit ihr auseinanderzusetzen: Was kann ich annehmen, und was nicht? Dass das kein leichter Vorgang ist, liegt auf der Hand. Es muss im Laufe des Lebens der Grad der Anpassung erst gefunden werden: nicht zu viel, aber auch bloss nicht zu wenig. Oft sind solche Anpassungsprozesse äußerst schmerzhaft – für Jungfrauen, wie für die Menschen, die mit ihnen zu tun haben, insbesondere Eltern und Lehrer. Und es wimmelt von „Fehlgeburten“: Wenn die Realität draussen „gewinnt“ wird ein Kind vielleicht überangepasst und der Möglichkeit beraubt, die Umwelt nach eigenen Überlegungen zu gestalten. Gewinnt dagegen das Ich, kann das zu einer sozialen Ausgrenzung führen. Anpassung in optimaler Form würde bedeuten, dass man gerade so viel von der Außenwelt verarbeitet, wie man braucht, um zu wachsen.

Der verkannte Planet

Wie jedes Sternzeichen gehört auch zur Jungfrau ein persönlicher Planet: Merkur. Keinem anderen wird eine so unwichtige und nebensächliche Bedeutung angehängt. Da Merkur auch dem Sternzeichen Zwillinge zugeordnet ist, verbindet man ihn häufig mit der Fähigkeit zur Kommunikation. Aber er kann viel mehr. Wichtig zum Beispiel ist seine Verbindung mit Jupiter und damit mit – wie es so schön heisst – göttlichen Eingebungen. Seine irdischen Abbilder tragen oft Flügel am Kopf und an den Beinen, als Zeichen, dass sie sich schnell bewegen können. Dann trägt Merkur auch den Äskulap-Stab, als Zeichen seiner medizinischen Kompetenz. Ein gut gestellter Merkur im Horoskop führt tatsächlich zu tiefen Einsichten, und wenn der transitierende Merkur über einen persönlichen Planeten läuft, bekommt man oft gute Ideen. Aber man muss sich auch auf ihn einlassen, sich auf ihn beziehen. Sich vorzustellen, man hätte tatsächlich eine Verbindung zu höheren Eingebungen, lässt sich leicht dahingehend „übersetzen“, sich in der Meditation mit dem höheren Selbst zu verbinden.

Ich benütze mein Pendel, wenn ich über Merkur mit Jupiter kommuniziere. Natürlich gilt alles, was gesagt wurde, nicht nur für Jungfraugeborene, sondern für jedes Sternzeichen. Der Prozess der Anpassung richtet sich dabei nach der Position des Zeichens Jungfrau und des sechsten Hauses. Hat jemand zum Beispiel Saturn im sechsten Haus, führt das zu einer enormen Reduzierung und Auswahl der Aufnahmemöglichkeiten. Neptun dagegen bewirkt hier eine Überflutung, beziehungsweise Überfüllung. Und damit befinden wir uns bei dem Bereich, der mit dem Thema Jungfrau und Anpassung fest verbunden ist, nämlich der Gesundheit. Vereinfacht und sicher auch verkürzt kann gesagt werden, dass Krankheit immer damit zu tun hat, dass dieser Prozess der Auseinandersetzung und Anpassung zwischen Ich und Realität nicht optimal abläuft, dass möglicherweise zu viel aufgenommen wird oder, dass das Ich überfordert wird. Derartige Unter-, beziehungsweise Überforderungen können auch Krankheiten bewirken.

Die Sonne in der Jungfrau steht am 6. September 2023 in Konjunktionen mit dem bis am 15. September 2023 rückläufigen Merkur.

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