Der Krebs Monat Juli

Erich Bauer

Ende und Anfang

Am 21. Juni beginnt der Sommer, die wärmste und schönste Zeit des ganzen Jahres und zugleich werden die Tage kürzer. Es geht auf Winter zu. Die Natur versteckt sich: Üppiges Grün verwächst zu unzugänglichen Büschen und Hecken, gestaltet sich unter Bäumen zu unsichtbaren Höhlen. Der Wald wird zum Dom, der die Stille fängt. An den Blättern vorbei bricht sich das helle Licht der Sonne – wärmt die Schatten der Geborgenheit. Draußen auf den weiten Feldern schwillt das Korn, und auf manchen Bäumen wachsen Früchte. Das Lied der Lerche weckt Träume. Die ganze Natur ist zur großen Mutter geworden – zu einem Sinnbild für Reifung, Geborgenheit und neues Leben. Dieser Vorgang ist im Symbol des Tierkreiszeichen Krebs eingefangen: Zwei Kreise, die auf innige Weise ineinander liegen und sich zugleich in zwei entgegengesetzte Richtungen zeigen: Leben entfernt sich, und neues Leben beginnt. Im Gegensätzlichen und Widersprüchlichen erfüllt sich das Leben.

Ich fühle also bin ich

Mit dem vierten Zeichen, dem Krebs, beginnt eine völlig neue Seins Ebene: Jetzt geht es nicht mehr um die Eroberung (Widder), Inbesitznahme (Stier) und die Erforschung (Zwillinge) des äußeren, sondern des inneren Raumes, die geheimnisvolle Welt, in der die Seele „wohnt“. Es beginnt eine Reise ins Innere, ins Land der Träume, Mythen und Märchen – und damit ins Reich des Nicht-Physischen. Krebsmenschen sind „Seelentaucher“. So wie der Widder den äußeren Raum erobern will und mit jedem in der Außenwelt errungenen Sieg seine Bestimmung erfüllt, verarbeiten Krebsgeborene die Außenwelt in ihrem Inneren.

Seelenkraft Mond

Der Mond ist Begleiter und Regent des Tierkreiszeichen Krebs. Er nimmt das Licht der Sonne auf und gibt es wieder ab. Sein Licht, sein glänzender Schein, ist ein Sinnbild für „Seelenkraft“. Zwei bis drei Tage nach Neumond hebt sich der Mond aus dem Nichts der Nacht als schmale Sichel gegen den Himmel ab, nimmt dann täglich zu, bis zwei Wochen später eine volle, runde, leuchtende Kugel ans Firmament steigt. Dann nimmt er ab, bis er, wieder knapp zwei Wochen später, völlig aus unserem Sichtfeld verschwunden ist. Auch das spiegelt das Leben in der Weise, dass es entsteht, vergeht und wieder neu entsteht. Das Krebssymbol ist ein Zeichen, das dieses Zunehmen und Abnehmen, Werden und Vergehen in den beiden liegenden Symbolen ausdrückt.

Was der Mond abgibt, ist nicht der gleiche „Stoff“, wie das Licht der Sonne. Mondlicht ist weicher, diffuser, lieblicher als Sonnenlicht. Vor allem aber birgt es eine geheimnisvolle, lebenspendende Substanz: Das Ablaichen vieler Meerestiere geschieht im Einklang mit dem Mond. Der Zug der Aale findet jährlich exakt im gleichen Mondstand statt. Zugvögel legen nach dem Eintreffen in ihrem Sommeraufenthaltsort die Eier ausschließlich zu bestimmten Mondstellungen ab. Der Seeigel laicht nur bei Vollmond, und zwar auch dann, wenn der Himmel wochenlang bedeckt ist. Bäume dehnen sich mit dem Mondlauf aus und ziehen sich wieder zusammen.

Ist der „Stoff“, der vom Mond kommt, gar eine Art Lebenselixier, eine kosmische Urkraft wie es „Mondfrauen“ – also Frauen, die ihr Leben nach dem Mond richten – immer wieder behaupten? Dem Krebsprinzip jedenfalls ist auf mysteriöse Weise etwas zu eigen, das Leben zu gebären und zu erhalten. Zentrale Ereignisse im Zeichen des Krebses sind Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt. Auch die Fürsorge und Liebe einer Mutter (eines Vaters natürlich genauso) für das heranwachsende Kind wird als „typisch Krebs“ aufgefasst. Überhaupt ist der Krebs ein Symbol für „Leben, Mütterlichkeit, Befruchtung, Schwangerschaft, Geburt und Ernährung“. Das Krebsprinzip wird zum großen Mysterium, zum Urquell des Lebens, zum „Yin“ (weiblich, minus, Mond), das zusammen mit einem „Yang“ (männlich, plus, Sonne) neues Leben kreiert.

Was bringt ein neugeborenes Kind mit auf die Welt? Sicher, da ist das Erbmuster der Eltern. Aber was noch? Es ist eine Kraft, die Leben erzeugen und erhalten kann. Man vergleicht kleine Kinder gerne mit Engeln und dichtet ihnen eine göttliche Urkraft an. Eltern sind auch deswegen so unendlich mit ihren kleinen Kindern verbunden, denn sie glauben dadurch teilzuhaben an einer göttlichen Kraft. Auf jeden Fall versteckt sich im Zeichen Krebs bestimmt mehr als die Gefühlsseite, die wie selbstverständlich in jedem Lebewesen und ganz besonders in jedem Menschen vorhanden ist. Je mehr man forscht und spekuliert, um zu stärker wird die Gewissheit, dass in diesem Zeichen Krebs ein Geheimnis steckt, das nicht wirklich erfasst und verstanden werden kann.

Pluto

Pluto, Sinnbild der Vergänglichkeit, hielt sich die letzten15 Jahre im Steinbock auf und damit dem Zeichen Krebs genau gegenüber. Jetzt ist er im Wassermann, wo er 20 Jahre lang bleiben wird. Das deutet an, dass dem Zeichen Krebs das Thema Vergänglichkeit nicht mehr so präsent ist. Ganz sicher ist das mit großer Hoffnung verknüpft: neues Leben, das ja mit dem Krebs verbunden ist, trifft nicht mehr auf die Vergänglichkeit. Damit werden der Welt neue Hoffnungen geboren. Ein neues Zeitalter wird schon seit längerem von nahezu allen Astrologen und Weisen verkündet. Für den Beginn wird dabei oft auf die totale Sonnenfinsternis vom 8. April 2024 verwiesen. Dass dann nicht viel später *Saturn und **Neptun im Zeichen Widder eintreffen, ist sicher ein weiterer Hinweis dafür, dass der Welt eine Art Neuanfang bevorsteht.

Ihr Erich Bauer

*   25.05.2025  Saturn in Widder,
**  30.03.2025  Neptun in Widder